3. SONNTAG DER OSTERZEIT

19. April 2015

Evangelium nach Lukas (24,35-48)

Gedanken zum Evangelium

Eine der aufregendsten Fragen der Menschen heißt: Werden wir auch nach dem Tode weiterleben? In den meisten Kulturen der Menschheit hat man diese Frage bejaht. Nur das Wie des Weiterlebens wird anders gesehen: „Man wird wiedergeboren“, sagt man in den östlichen Religionen. Im hellenistischen Milieu, in der alten griechischen Kultur - also bei den Menschen, für die Lukas sein Evangelium schreibt - meinte man, dass beim Tod eines Menschen nur die Seele fortlebt. Heutige Skeptiker sagen: „Es ist noch keiner wiedergekommen.“ Aber unser christlicher Glaube fragt: „Bist du dir sicher?“ In dieser fundamentalen Frage nach der Zukunft des Menschen, jenseits des Todes, bringen das Leben und der Tod von Jesus eine total neue, revolutionäre Perspektive.

Die schönste Zusammenfassung finden wir in der Apostelgeschichte, die Lukas nach seinem Evangelium geschrieben hat: „Gott hat ihn (Jesus) am dritten Tag auferweckt und hat ihn erscheinen lassen, zwar nicht dem ganzen Volk, wohl aber den von Gott vorherbestimmten Zeugen: Uns, die wir mit ihm nach seiner Auferstehung von den Toten gegessen und getrunken haben“ (Apg 10,40f). Hier wird genau gesagt: Jesus ist nicht aus eigener Kraft auferstanden, sondern es ist Gott, der ihn auferweckt hat. Wenn ich also an Gott als den Schöpfer der ganzen Wirklichkeit und der Menschen glaube, wenn ich ein Grundvertrauen zu ihm habe, dann mute ich ihm zu, dass er auch Macht über den Tod hat und dass er neues Leben entstehen lassen kann. Weil ich an Gott glaube ist mein Glaube an eine Auferweckung durch Gott glaubwürdig.

Mit dieser Auferweckung ist aber weder ein Weiterleben nur der Seele, noch die Vorstellung von einer Rückkehr in das vorherige Leben gemeint. Die Auferweckung bedeutet eine neue Schöpfung in einer neuen Existenzweise, mit einem verwandelten Leib. Der ganze Mensch „mit Leib und Seele“ wird auferweckt, es ist dieselbe Person. Gerade das wollen uns die Evangeliumserzählungen sagen: Einerseits steht Jesus plötzlich mitten unter den Aposteln, obwohl sie sich hinter verschlossenen Türen zurückgezogen haben. Mit seinem vorherigem physischen Körper konnte Jesus das nicht. Er hat jetzt eine andere, eine verwandelte Körperlichkeit. Aber er ist trotzdem körperlich, mit seinen Wundmalen für die Apostel wahrnehmbar. Er ist nicht einfach ein Geist, der erscheint. „Kein Geist hat Fleisch und Knochen.“ Ja, vor ihren Augen isst Jesus sogar ein Stück gebratenen Fisch. „Wir haben mit ihm nach seiner Auferstehung gegessen und getrunken“, bezeugen sie später. Er war real! Er ist nicht nur in die Phantasie der Jünger auferstanden.

Wir erfahren nicht, wie unser Leib nach der Auferstehung einmal aussehen wird - aber ist das so wichtig für unser Leben? Wichtig ist: Nicht nur unsere Seele, sondern unsere ganze Person (und dazu gehört auch unsere Leiblichkeit) wird weiterleben. Die Auferstehung Jesu (und auch von uns) stellt eine völlig neue Wirklichkeit dar.

Die Apostel waren keine Menschen, die einfach blind an Jesus glaubten und ihm daher fraglos nachfolgten. Sie haben um ihren Glauben gerungen und sie haben es sich nicht leicht gemacht. Das Beispiel von Thomas (vom letzten Sonntag) sagt uns das. Die meisten von ihnen sind dann auch für diese Glaubensüberzeugung gestorben. Sie haben den Auftrag von Jesus ernst genommen: „Diese Heilsbotschaft sollt ihr hinaustragen zu allen Menschen. Von Jerusalem angefangen, bis an die Grenzen der Erde sollt ihr verkünden, was ihr selbst erlebt habt.“

Dass wir heute hier - 2000 Jahre später - zusammensitzen und Gottesdienst feiern, dass wir vor zwei Wochen Ostern begangen haben, dass sind Zeichen für die Kraft dieser Auferstehungsbotschaft. Menschen, die daran glauben, die aus dieser Hoffnung leben, sehen weiter. Menschen, die aus diesem Glauben leben, sehen alles in einem anderen, neuen Licht. Sie glauben an eine persönliche Zukunft, über den Tod hinaus.

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